Geschriebene Chronik 1911

GESCHRIEBENE CHRONIK 1911

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Einwohnerverein Staad

Chronik 1911

Zum zweitenmal erwächst dem Chronisten die Aufgabe zu berichten über ein verflossenes Jahr. Die Elferjahre sind laut alten Chroniken berüchtigte Jahre und so sah man dem laufenden mit Spannung entgegen. Wird es ein Nachfolger des Jahres 1910 in gutem oder schlimmem Sinne werden. Wir werden sehen! Folgen wir also dem Laufe der Zeit und lassen vorbeiziehen alle Bilder und Erlebnisse, die uns begegnen und bewahren wir sie in Schrift den kommenden Generationen.

Politisches und öffentliches Leben / Handel / Verkehr / Gewerbe / Statistisches

Am 5. Februar haben wir 1312 Krankeine kant. Volksabstimmung betr. Proportionale Wahl des Grossen Rates. Das Gesetz wird mit 1492 Stimmen Mehrheit angenommen. Beteiligung = 29‘598 Ja und 28‘106 Nein. Beteiligung in Thal = 231 Ja zu 501 Nein.

Am 12. März hielt der Kleinkinderschul- und Krankenpflegeverein seine Hauptversammlung. Der Verein kauft das Kinderheim. Die Schule wurde von 69 Kindern besucht. Die Krankenpflege erzeigt 1312 Besuche, 16 ganze Tag und 56 Nachtpflegen.

Am 15. März wählte der evangelische Schulrat von Thal an die Mittelschule in Buchen Herrn Heinrich Eggenberger, bis anhin Lehrer in Schmidburg bei Wattwil.

Die Glockengiesserei Egger in Staad hat am 6. März für die Kirchen in Schiers und Davos im Prättigau je zwei neue Glocken gegossen. 92 Zentner.

Ende März kommt von Bern der Entscheid im Friedhofstreit von Thal. Die Beschwerde der Gemeinde ist vom Bundesrat abgewiesen worden. Somit bleibt der Friedhof in Thal konfessionell, wenn auch in Buchen ein bürgerlicher Friedhof erstellt werden sollte.

An die durch Tod vakant gewordene Kaplaneipfründe in Schmerikon ist am 2. April Herr Pfarrer Kolb von Altenrhein gewählt worden.

Donnerstag den 06.04. war Schlussprüfung der gewerblichen Fortbildungsschule. Die ausgestellten Arbeiten, Zeichnungen und Modelle, Malereien, schriftlichen Arbeiten Buchhaltung und Geschäftsbriefe beweisen tüchtige Arbeit.

Herr Höchner von Thal, Lehramtskandidat, wurde am 8. April an die neugeschaffene Lehrstelle der Primarschule Ragaz gewählt.

Am 17. April wählte die Schulgemeinde Altenrhein zu ihrem Lehrer und Organisten Herrn Jos. Ziegler von Arnegg.

Das Ergebnis der Bettagskollekte betrug Fr. 239.65. Thal steht in der Reihe der rheintalischen Gemeinden an zweiter Stelle.

Der Gemeinderat beschliesst am 2. Mai, dass nach Antrag des Einwohnerverein Staad künftig auch der Revisorenbericht den Amtsrechnungen beigedruckt werden soll. Ebenso sollen gemeinderätliche Verhandlungen künftig hin wieder publiziert werden.

Am 16. Mai nimmt der Gemeinderat Kenntnis von der Erklärung des eidgenössischen Kontrollingenieurs Herr H. Wylenmann. Nach derselben sind zur Ermöglichung der Landung von Dampfschiffen das Einrammen von einigen Pfählen ausser dem Rest notwendig. Die Anbringung eines eisernen Landungssteges im Restenbetrag von zirka Fr. 2‘000.

Am 25. Mai, also am Auffahrtstage hat das Dampfschiff „Württemberg“ eine Sonderfahrt von Friedrichshafen ausgeführt. Es führte etwa 250 Personen mit sich. Bei genügender Teilnahme sollen die Fahrten wiederholt werden.

Die Bürgerversammlung vom 28. Mai fasst folgende Beschlüsse:

  1. Es sei die Neubaute des Rathauses nach vorliegendem Plan und Kostenvoranschlag auszuführen.
  2. Die Gemeinde genehmigt einen Vertrag mit dem Realschulrat von Rorschach. Entschädigung von Rorschach Fr. 400.00.

Entschädigung von Rheineck Fr. 1‘000.00.

  1. Der Gemeinderat hat Vollmacht zum Ankauf von 3 Stück Reben am Buchberg, welche dann dem Kanton zur Anlage eines landwirtschaftlichen Versuchfeldes überlassen werden sollen.

Im Mai kommen auch die Liebesgaben für die Hochwassergeschädigten zur Verteilung. In Thal waren 79 Geschädigte. Schadenssumme Fr. 16‘400.00. Liebesgaben 5‘640.00.

Der Hafen in Staad zeigt pro 1910 folgende Frequenz. Zur Verladung nach Auswärts kommen 121 Schiffsladungen Bruchsteine; 91‘880 q, entladen wurden 79 Motorlastschiffe total Gewicht 40‘360q. Holz. Kies. Sand. 552 Schiffe fanden im Hafen Unterkunft.

Am 30. Juni taucht ein neues Projekt zur Anlage einer Strassenbahn St. Fiden, Untereggen, Höhe Rorschach, Wylen, Buchen, Thal, Rheineck auf.

Handänderungen hatten wir in dem ersten Halbjahre =  23 im Betrag von Fr. 266‘609.12 im Vorjahr = Fr. 632‘250.

Davon entfielen 9 auf einen Betrag von unter 5‘000 Frs

4 von 5‘000 bis 10‘000 Frs

7 von 10‘000 bis 20‘000 Frs

1 von 31‘000

1 von 40‘000

1 von 50‘000 Frs

Am Schweizerischen Mostmarkt in Frauenfeld vom 12. bis 17. Mai erhielt die Mostereigenossenschaft Staad für ihre Produkte ein Diplom 1. Klasse.

Die Erben des neu verstorbenen Nat.rat. Dr. Gebhard Lutz-Müller zum Trüeterhof haben einen Armenfonds gestiftet unter dem Namen Trüettrhofstiftung im Betrag von Fr. 10‘000.

Samstag den 1. Juli kommt Graf Zeppelin per Extradampfer mit einem Gefolge von 300 Personen und eigenem Musikkorps. Die Gesellschaft ging zu Fuss nach Walzenhausen, abends ½ 9 Uhr Rückfahrt.

Am 2. Juli haben wir kantonalen Blumentag. Zweck der Sammlung ist Bekämpfung der Lungentuberkulose. Ertrag Staad-Buchen gleich Fr. 522.40. Ganze Gemeinde gleich Fr. 2‘292.40 etc.

Auszug aus der statistischen Tabelle der Bundesbahnen von 1910. Von Staad wurden befördert: 98‘161 Personen (4‘568 mehr als 1909). 185. Rang (1909 gleich 174. Rang) und 29‘034 Tonnen Güter (2‘770 weniger als 1909). 144. Rang (1909 gleich 119. Rang).

Juli den 16.,17. und 19. haben wir Besuch vom Zeppelinballon „Schwaben“. Jedes Mal zieht das stolze Luftschiff in majestätischem Fluge über unsere Ortschaft. Die Fahrt geht jedes Mal ziemlich niedrig, sodass das Surren der Propeller von weitem hörbar ist und man die Passagiere in der Kabine deutlich sehen kann. Alt und Jung begrüsst das gewaltige Fahrzeug jedes Mal mit lautem Jubel.

Am 10. September findet eine Kapell- und Schulgenossenschaftsversammlung statt. Der Messmergehalt wird von 500 Frs auf 600 Frs erhöht. Auch wurde der Kapellverwaltungsrat beauftragt beim titl. Kirchenverwaltungsrat in Thal dafür zu wirken, dass die hiesigen Kapellgenossen nicht mehr an 13 Sonn- und Feiertagen verpflichtet seien den Hauptgottesdienst in Thal zu besuchen.

Die Bettagskollekte ergibt für die Gemeinde Thal den Betrag von Fr. 284.35. Thal steht damit an der Spitze der unterrheintalischen Gemeinden.

Am 19. September wurde Herr Jakob Sonderegger, Lehrer in Bauriet, an die Schule Schönenwegen Straubenzell gewählt.

Am 8. Oktober findet die Kath. Kirchgemeindeversammlung statt. Rechnung und Steuerplan werden genehmigt. Das Vermögen beträgt 244‘185 Frs. Rheineck verlangt einen Kaplan. Das Gesuch liegt schon beim Bischof in St. Gallen.

Am 10. Oktober erhält Herr Arnold Künzler in Staad für seinen Handfeuerlöschapparat „Perfekt“ ein Diplom nebst goldener Medaille von der internationalen Ausstellung in Turin.

Am 15. Oktober ist evangelische Kirchgemeinde. Sie genehmigt Rechnung und Budget.

Die daran anschliessende Schulgemeinde erhöhte die Lehrergehalte von Fr. 1800 auf Fr. 2000.

Am 22. Oktober stand das katholische St. Galler Volk vor einem wichtigen Entscheid. Es sollte seine Stimme abgeben, zur Einführung einer Zentralsteuer. Dieselbe wurde angenommen mit einer Mehrheit von 11049 Stimmen das heisst mit 17443 Ja gegen 6374 Nein. Gemeinde Thal = 116 Ja und 100 Nein.

Am 29. Oktober finden die Erneuerungswahlen in den Nationalrat für die Amtsdauer 1912 bis 15 statt. Kreis 31 Rorschach-Rheintal wählt von nun an 4 Vertreter. Aus der Wahl gehen hervor:

Der Freisinnige Schmidheiny mit 8052 Stimmen

Der Konservative Dr. Eisenring mit 7956 Stimmen

Der Konservative Dr. Zurburg mit 7888 Stimmen

Der Demokrat Weber mit 7764 Stimmen

Am gleichen Tag fand die Wahl der eidgenössischen Geschworenen statt. Thal wählte:

Herr Gemeindeammann J.A. Egger mit 389 St

Herrn Bez‘richter Bärlocher mit 380 St

Herrn Häfliger-Rüst mit 370 St

Herrn Tobler-Barry mit 367 St

Am 20. Oktober fand der Thaler Jahrmarkt statt. Die Vieh- und Gemüsepreise waren sehr hoch. Sonst zeigte der Markt das alljährliche Gepräge.

Am 3. Dezember war politische Rechnungsgemeinde. Rechnungen und Bericht wurden angenommen; ebenso das vom Gemeinderat vorgeschlagene Projekt 4 für den Einlenker in Buchen in die neu zu bauende Rorschacherbergerstrasse.

Bis Ende des Jahres hatte der Segelschiffhafen Staad folgenden Verkehr aufzunehmen:

a: Ausfuhr von Bruchstein, Sand und Kies = 14‘684‘000 kg = 194 Schiffsladungen

b: Einfuhr von Holz, Sand und Kies = 3‘118‘123 kg = 62 Schiffsladungen

c: im Hafen übernachtete Schiffe = 770

Total aller verkehrenden Schiffe = 1‘026

Statistik des Zivilstandsamtes pro 1911

Geburten: 49 Knaben 48 Mädchen Total 97 Kinder

Todesfälle: 46 männlich 37 weiblich Total 83

Trauungen: 34

Von auswärts gemeldet:

Geburten: 42 Knaben 29 Mädchen Total 71

Todesfälle: 24 männlich 18 weiblich Total 42

Trauungen: 47

Bevölkerungsbewegung:

Einwohnerzahl am 1. Dezember 1910:                                   3‘855

Zuwachs (Geburten und Einzug)                                                785

Total:                                                                                               4640

Abgang (Todesfälle und Wegzug):                                              716

Bestand am 31.12.1911:                                                             3924

Zuwachs = 79 Personen.

Totentafel

Auch dieses Jahr hat der Chronist vom Ab“leben einzelner wichtiger und bekannter Persönlichkeiten zu berichten.

Am 12. Februar trug man den langjährigen Wirt „Zum Bahnhof“ Staad Herrn Heinrich Schnee zu Grabe.

Am 29. Mai starb auf seinem Schlosse Wartensee im Alter von 74 Jahren der Bündner Friedrich von Plattner. Seinem Heimatkanton wies er verschiedene Stiftungen zu.

Am 24. Juli beerdigt man in Rorschach Frau Pauline Bärlocher, Ehefrau des Joseph, Schiffmann in Altenrhein. Sie starb an den Verletzungen, die sie sich bei einer Petrolexplosion zugezogen hatte.

Am 2. August folgt Walburga Schnee Wirtin „Zum Bahnhof“ ihrem am 12. Februar a.c. verstorben Ehemann nach.

Am 15. September trägt man den jungen, eifrigen Sänger und Musiker Fritz Gruler von Staad zur ewigen Ruhe. Er erreichte ein Alter von nur 26 Jahren.

Am 29. Oktober stirbt die Witwe des verstorbenen Friedrich Ruf sel. Gemeindammann von Thal, Frau Mathilde Ruf geb. Messmer.

Am 4. Dezember stirbt der weithin bekannt Metzger Höhener von Thal im Alter von 89 Jahren.

Am 11. Dezember folgt noch einer der alten Garde, nämlich der 93 Jahre alte Johannes Lutz, Zwirner im Feldmoos, bis anhin der älteste Einwohner der Gemeinde.

Diese und alle anderen die im Laufe des Jahres aus unsern Gemarkungen eingegangen sind zur grossen Armee mögen ruhen im Frieden Gottes. Halten wir sie in gutem Andenken.

Spezielle Tätigkeit des Einwohnervereins. Andere Vereine.

Anfangs Fasnacht hielt der Männerchor Buchen seine Unterhaltungsabende und spielte „Das blutige Edelweiss“.

An den letzten Sonntagen des Faschings liess der Sängerbund Staad „In die Beatushöhle“ über die Bretter gehen.

Am 16. Februar war Versammlung des Verkehrsverein Thal-Rheineck. Die Leitung wird nach Rheineck verlegt. Erneute Insertionen und fortwährende Verteilung von Prospekten, ev. die Erstellung einer Karte sollen weiterhin Ausflügler in unsere Gegend locken.

Der landwirtschaftliche Bez. Verein erlässt einen Aufruf zu besserer Pflege der Obstbäume. Es findet ein diesbezüglicher Kurs statt. Direktor Wynman nimmt Anmeldungen entgegen.

Am 25. Juni fand in Rapperswil das Kantonale Turnfest statt. Turnverein Staad und Turnverein Thal wagten sich in den Wettkampf zu gehen und kam ersterer mit dem 26. Rang und letzterer mit dem Lorbeer heim. Die beiden Vereine wurden von den Ortsvereinen in Staad resp. Rheineck feierlich abgeholt. Herr Gustav Lütolf hat am gleichen Feste den 10. Lorbeer im Nationalturnen errungen.

Am 2. Juli findet in Thal der Rheintalische Feuerwehrtag statt.

Sonntag, den 13. August vereinigen sich die Rheintalischen Schützenvereine in Berneck zum Sektionswettschiessen. Im 8. Rang steht die Feldschützengesellschaft Thal, im 15. Rang stehen die Freischützen Staad. Herr Lehrer Sonderegger Bauriet holt sich den 15. Einzellorbeer.

Am 20. August hielt der Turnverein Thal seine Fahnenweihe. Patensektion war der Turnverein Staad.

Am 1. Oktober wird von Herrn Kaplan Rutishauser ein Kath. Arbeiterverein gegründet.

Am 15. Oktober wird im „Schiff“ in Bauriet ein Kath. Männerverein Thal gegründet.

Am 19. November hielt der „Sängerbund“ Staad für seine Aktiven- Ehren- und Passivmitglieder einen Liederabend.

In Thal hielt der Gewerbeverein am 26. November seine Hauptversammlung. Die letztjährige „Prozentfrage“ kam wieder zur Sprache.

In der kantonalen Rangliste des feldmässigen Sektionswettschiessens figurieren Feldschützengesellschaft Thal im 69. Rang. Freischützen Staad im 149. Rang.

Unglücksfälle und Verbrechen.

Am 4. Februar verunglückte bei einer Schlittenfahrt von Heiden Frau Weisshaupt, Waisenmutter in Thal. Der Schlitten kam ab Weg und die Frau kam mit einem Bein in eine überdeckte Strassendohle und erlitt einen schweren Oberschenkelbruch.

Am 7. Februar ereignete sich in den Steinbrüchen von Buchen ein schwerer Unglücksfall. Durch einen Sprengschuss wurden zwei Arbeiter schwer verletzt. Der Arbeiter Ernst Lutz von Wolfhalden musste in den Kantonsspital überführt werden, wo er dann am 4. März als Opfer des Bruches verschied.

Für den Fall von Maul- und Klauenseuche bei Wartensee konnte anfänglich keine Ursache herausgefunden werden. Der Kantonstierarzt indes erblickte sie darin, dass das vom Besitzer verwendete ungarische Ballenstroh aus einer dortigen verseuchten Gegend herstamme.

In der Nacht vom 6. auf den 7. Mai wurde im Jahre 1806 das Dorf durch einen Brand zerstört. 50 Firste gingen in Flammen auf, 38 Haushaltungen wurden obdachlos.

In der Höhe des Hauptbahnhofs Rorschach wurde ein älterer Mann aus dem See gezogen. Es lag Selbstmord vor.

In der Nacht vom 14. auf den 15. Mai stürzte auf dem Heimweg von Rorschach der 54-jährige Steinbrecher und Landwirt Jak. Seiz in den Steinbrüchen von Buchen über eine zirka 18 Meter hohe Felswand zu Tode.

Am 19. Mai wurde im See die Leiche eines neugeborenen Kindes gefunden. Die Mörderin wurde bald in der Person der ledigen Dienstmagd und Glätterin Theresia Pimpel von Altenstadt-Feldkirch, geboren 1887, wohnhaft in St. Gallen entdeckt. Das Kantonsgericht verurteilte die Beklagte zu 2 Jahren Zuchthaus und 6 Jahren Kantonsverweisung.

Am 4. Juni wurde die angebliche Pflegetochter des auf Schloss Wartensee verstorbenen Friedrich von Plattner Fräulein Betty v. Krenek verhaftet. Unterschlagung soll die Ursache sein.

Am 8. Juni ertrank im See das dreieinhalb Jahre alte Mädchen des Herrn Hänni, Werkstättenarbeiter.

In der Nacht vom 14. auf den 15. Juni wurde die Bevölkerung durch Feuerlärm aufgeschreckt. Der grösste der drei Schuppen beim äusseren Bahnhof stand in Flammen. Das Gebäude brannte vollständig nieder. Die zu zirka 70‘000 frs versicherten Lagerwaren wurden vollständig vernichtet.

Am 15. Juni fuhren zwei Herren bei stürmischer See mit einem Segelboot hinaus. Das Steuer brach und das Schiff kippte um. Mit Mühe konnten die Schiffbrüchigen gerettet werden.

In der Nacht vom Freitag auf den Samstag wurde bei Herrn Schubert in Unterstaad eingebrochen. Der Dieb wurde entdeckt und konnte entfliehen ohne grossen Schaden angerichtet zu haben.

In der folgenden Nacht wurde in der Handlung Riederer in Staad eingebrochen. Spezereien und Ellenwaren im Werte von zirka frs 300 fielen den Dieben in die Hände. Die Polizei hat von den Tätern keine Spur.

Am 22. Juli wollte Frau Bärlocher in Altenrhein, Mutter von drei Kindern, ein vermeintlich ausgelöschtes Bügeleisen mit Spiritus anheizen. Die Kanne explodierte und Frau Bärlocher stand in Flammen, rannte aber ins Freie und wälzte sich am Boden. Auf ihre Hilferufe eilten Leute herbei, denen es gelang das Feuer zu löschen. Die Ärmste war total verbrannt und verlor schon in der folgenden Nacht das Bewusstsein. Bald erlöste sie der Tod von den furchtbaren Schmerzen.

Am 6. August wurde im Seegraben bei Altenrhein die Leiche eines neugeborenen Kindes in einer Kartonschachtel verpackt, aufgefunden. Ein der Tat verdächtiges fremdes Frauenzimmer konnte nicht mehr zur Haft gebracht werden.

Am 11. August erfolgte in Speck ein frecher Kaninchendiebstahl. Die Diebe konnten nicht eruiert werden.

Am 27. August ereignete sich an der Kurve ausserhalb Speck dort wo die Strasse nach Altenrhein abzweigt ein schrecklicher Unglücksfall. Zirka halb 8 Uhr morgens kam von Rheineck her in rasendem Tempo das Auto des Chauffeurs Eggmann aus St. Gallen mit den beiden Passagieren Mafli und Eberli, ebenfalls aus St. Gallen. Bei der scharfen Kurve fuhr der Wagen über die Böschung hinaus. Eberli und Mafli wurden aus dem Wagen geschleudert. Ersterer blieb tot auf dem Platze, letzterer starb nach der Überführung ins Krankenhaus Rorschach nach wenigen Stunden. Chauffeur Eggmann wurde nach dem amtlichen Untersuch wegen fahrlässiger Tötung verhaftet und wird mit dem Gerichte in nähere Berührung kommen.

Zum Schluss dieses traurigen Kapitels haben wir nochmals von einem Einbruch zu berichten. Er fand statt am 5. November bei Frau Furrer bei der Kapelle in Buchen. Die Frau konnte den Dieb vertreiben, ehe derselbe einen Diebstahl ausführen konnte.

Verschiedenes.

Am Montag den 1. Mai feierte Herr Paul Bärlocher, Sohn des Herrn Bez-Richters Bärlocher in Buchen seine erste Messe in der Kirche zu Thal. An der Feier nahm ausser der Gemeinde ein grosser Kreis von Verwandten und Bekannten von Auswärts teil. Ebenfalls am 1. Mai traf Fürst Willhelm von Hohenzollern-Sigmaringen zu seinem Frühjahrsaufenthalt in der Weinburg ein.

Am 5. Mai erbeuteten die Fischer Ekli, Brütsch und Häuserli zwei Hechte je im Gewichte von 25-30 Pfund.

Am 20. September weilte Abt Leodegar vom Kloster Engelburg als Gast auf Schloss Riesegg.

Schluss.

So sind nun alle Ereignisse und Bilder von 1911 an ihnen vorübergezogen und hinterlässt dieses Jahr nun wirklich ein besseres Andenken als 1910. Gott der Schöpfer und Erhalter des Weltalls hat aus seinem Segen in reichster Fülle zugewiesen. Sehen wir deshalb in dankbarer Gesinnung zu ihm empor zugleich mit dem Vorsatz ihm auch für und für wieder um den Segen der Natur zu beten. Möchten auch die Menschen einander helfen unser Erdendasein angenehmer zu gestalten. Und Neid und Missgunst zerstören so manchen guten Keim und verbittern uns das Leben. Denn nur wo der Frieden wohnet, lebt ein glücklich Volk. So treten wir über die Schwelle hinein ins neue Jahr 1912 dabei doch stets bedenkend:

Gott allein gebührt die Ehre der ewig reiche Herr wolle uns solange wir leben ein immer fröhlich Herz und edeln Frieden geben und uns in seiner Gnad erhalten, fort und fort, und uns aus aller Not erlösen, hier und dort.

Der Chronist

J.Strässle

(Transkribiert von Felix Rüst Im Februar 2024)

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