GESCHRIEBENE CHRONIK 2005
Chronik des Jahres 2005
Der Vorteil der Klugheit besteht darin, daß man sich dumm stellen kann.
Das Gegenteil ist schon schwieriger.
Kurt Tucholsky (09.01.1890 – 21.12.1935) dt. Schriftsteller
‚Ich möchte die Gemeinden der Region zur Stadt am See zusammenbringen.
Rorschach, Rorschacherberg, Goldach, Tübach und Thal sind weitgehend
zusammengewachsen, ein Zusammenschluss zur zweitgrössten
Gemeinde des Kantons wäre zu überlegen.’ Anfangs des Jahres sorgte
der Rorschacher Stadtpräsident mit dieser Aussage für Aufregung. Die
Reaktionen unserer Bevölkerung auf diesen Vorschlag waren eindeutig.
Derzeit hat bei uns niemand Lust auf diese Art Fusion. Es besteht dazu
auch wirklich kein Anlass. Zudem fühlen wir uns dem Städtchen Rheineck
näher und diese Zusammenarbeit besteht bereits. Es dürften somit noch
einige Stürme über den Bodensee herziehen, bis die grosse Stadt am See
Tatsache wird.
Am 2. Februar 2005 wurde der Spatenstich zum Endausbau des Alten
Rheins gelegt. Das 25-Millionen-Projekt dauert über mehrere Jahre und
hat eine Verbesserung der Mündungsverhältnisse des Alten Rheins in den
Bodensee zum Ziel. Es will gewisse Bereiche renaturieren und gleichzeitig
die verschiedenen Bootsanlageplätze zentral zusammenlegen. In unserer
Gemeinde wurde eine Petition gestartet mit dem Zweck, einige Bootsplätze
von Altenrhein nach Staad zu verlegen, was zur Erreichung der für einen
künftigen Bootshafen Staad erforderlichen 150 Bootsplätze führen
würde.
Am 11. Februar 2005 schloss die Grossdiskothek ‚Arena’ in Buriet ihre
Türen endgültig. Während einiger Jahre war sie die grösste Diskothek der
Ostschweiz. Ein gut besuchtes Balzzentrum mit viel Betrieb vor allem
nachts und an Wochenenden. Nach der Schliessung steht der ganze
Komplex wieder einmal leer. Die weitere Nutzung des Areals bleibt ungewiss
und der Kreisel, welcher extra erstellt wurde, wäre andernorts wesentlich
wertvoller.
Anfangs März war der See an mehreren Stellen gefroren und sogar begehbar.
Ein Bild, welches sich am Jahresende wiederholen sollte. Vom
Begehen der Eisschicht wurde jedoch abgeraten, da die Gefahr des
Druchbrechens zu gross war.
Nach zwei gescheiterten Versuchen wurde mit dem Bau der Überbauung
Seepark auf einem Teil des Spezialbetonareals begonnen. Moderne, attraktive
Eigentumswohnungen mit direktem Seeanstoss werden das Ortsbild
von Staad aufwerten und zur dringend notwendigen Aufwertung von
Staad beitragen. Im Juni wurde die Baubewilligung erteilt und anfangs
September mit den Bauarbeiten begonnen.
Die eigenständige Dorfbank ist Geschichte. An einer ausserordentlichen
Generalversammlung beschlossen die Genossenschafter der Raiffeisenbank
Staad-Thal die Fusion mit der Raiffeisenbank Rorschacherberg. Die
neu entstandene Bank trägt den Namen Raiffeisenbank RorschacherbergThal.
Kleiner Trost für die hiesige Bevölkerung: Die beiden Bankstellen in
Staad und Thal bleiben erhalten. Selbst der begehrte Genossenschafterznacht
wird weiterhin offeriert, wenn nicht bei uns, dann halt in Rorschacherberg.
„Fredi Niederer ist ein Glücksfall.“ Das sagt Heinrich Walser über seinen
Nachfolger, welcher die Metallbaufirma Walser seinem ehemaligen Werkstattchef
übergeben hat. An einem Tag der offenen Türe erhielt die Dorfbevölkerung
Einsicht in den vielseitigen Metallbaubetrieb mit insgesamt 12
Mitarbeitern.
In unserer Gemeinde nicht so schnell vergessen wird der Montagabend,
25. Juli 2005. Über Altenrhein hinweg fegte ein gewaltiger Gewittersturm.
Bilanz: riesige umgeknickte Bäume, abgedeckte Dächer, viele beschädigte
Autos, an Land gespülte Boote, verschobene Flugzeuge und eine Schadensumme
in Millionenhöhe. Lokale Böen mit Windspitzen von 144 km/h
waren die Ursache für dieses Desaster. Die Aufräumarbeiten erstreckten
sich danach über mehrere Wochen.
Die Airport Altenrhein AG hat in der Zone zwischen See und Flugplatz eine
Anflugbefeuerung installieren lassen. Die markanten Pfeiler, auf denen die
Leuchten angebracht sind, dienen landenden Flugzeugen als Orientierungshilfe
beim Landeanflug. Im übrigen blieb die geplante Konzessionierung
auch dieses Jahr ein Dauerthema. Mittlerweile sind die Rahmenbedingungen
etwas klarer und die im Falle einer Konzessionierung zu erwartenden
Auswirkungen besser absehbar. Im Mai orientierte unser Gemeinderat
an einer Informationsveranstaltung und konnte rund 250 Zuhörer
mobilisieren. Im Dezember wurden die zu erwartenden Rahmenbedingungen
offen gelegt und mitgeteilt. Bis aber mit die Konzessionierung Wirklichkeit
ist, dürften noch viele Diskussionen darüber mit roten Köpfen sowohl
bei den Befürwortern als auch bei den Gegnern abgehalten werden.
Im Übrigen hat Altenrhein selbst ein neues, markantes Industriegebäude
erhalten. Die BWB-Gruppe hat am eingang zum Dorf einen Neubau errichtet,
in welchem seit Juli die Oberflächen von Aluminiumteilen veredelt werden.
Im Sommer wurde entlang der Autobahn im Gebiet Bärlochen zusätzliche
Lärmschutzwände montiert. Die Gemeinde beteiligte sich mit 150’000
Franken an den Kosten. Buechen-Staad ist nun auf voller Länge gegen
den Autobahnlärm geschützt.
Während der Badesaison ging es heiss zu und her. Nicht weil der Sommer
so heiss gewesen wäre – war er nicht – sondern weil die Parkplätze bei der
Badi Speck einer Gebührenpflicht unterzogen wurden. Dies sorgte unter
vielen Badegästen für Unmut. Begriffe wie ‚Schweinerei’ und ähnliche Attribute
aus dem tieferen Schubladenbereich gingen durch den Blätterwald.
Die Badegäste gaben in einigen erbosten Leserbriefen ihren Frust über
das neue Bewirtschaftungssystem zu Papier und drohten mit dem Auszug
in benachbarte Badeanlagen. Am Ende des Jahres spielte dies alles keine
Rolle mehr. Wegen anhaltender Trockenheit war nämlich der See ohnehin
fast leer.
700 Besucher strömten am 13. August in die Badi Speck. Musig am See
war angesagt. Funk, Pop, Blues und gute Laune vermittelten eine richtige
Open-Air-Stimmung in unserer Badi. Ein gelungener Anlass, was für das
erste Open-Air auf dem Flugfeld einige Wochen später so nicht galt. Bei
den horrenden Eintrittspreisen war der Wienflug halt nicht inbegriffen.
Ein echtes Schmuckstück ist die vom Vorstand des Verkehrsvereins Staad
errichtete Grillstelle auf dem Weg zum steinigen Tisch. Vor allem Schulklassen
nutzten dieses neue Angebot für die Gestaltung ihrer Schulreise.
Sie steht allen Interessenten zur Benutzung zur Verfügung.
Zu einem Grosserfolg wurde die Gewerbeausstellung im September. Das
OK unter dem Präsidium unseres Gemeindepräsidenten startete die Arbeit
bereits im März und leistete während eines halben Jahres viel Vorbereitungsarbeit,
welche sich dann auch mit einem tollen Anlass bezahlt machte.
90 Gewerbetreibende präsentierten sich während drei Tagen einem
zahlreich aufmarschierenden Publikum und das vielseitige Unterhaltungsprogramm
liess keine Wünsche offen.
Im Oktober 2005 mussten bei uns alle Geflügelhalter ihre Tiere im Stall
einsperren. Das Geflügel durfte nicht mehr ins Freie. Auslöser für diese
Massnahme war die gefürchtete Vogelgrippe, deren Erreger von Zugvögeln
von fernen Ländern in die Schweiz gebracht werden könnte. Mitte
Dezember wurde diese Massnahme wieder rückgängig gemacht,
Im Herbst ist üblicherweise Mostsaison und unsere Mosti hat Hochsaison.
Dieses Jahr war alles anders. Wegen des seit Jahren anhaltenden Feuerbrands
sind die Obstbaumbestände zurückgegangen und auch die Witterung
hat dieses Jahr die Obsternte negativ tangiert. Deshalb wurde so wenig
Most wie noch nie produziert und die Zukunft unseres Mostibetriebs ist
wegen der rückläufigen Zahlen sehr ungewiss.
Der Wein das Jahrgangs 2005 aus unserer Gemeinde ist kein Top-
Jahrgang. Der Sommer war zu wenig sonnig und Hagel und Fäulnis setzten
den Reben zu. Der Ernteausfall betrug bis zu 30 Prozent und die Qualität
des Weins ist höchstens durchschnittlich.
Lange wurde darüber spekuliert. In der Osterwoche ging es dann los. Es
wurde mit dem Bau der Aldi-Filiale begonnen. Innerhalb eines halben Jahres
wurde das Areal gestaltet und der Normbau, welcher bis anhin noch
keinen Architekturpreis gewann, hochgezogen. Ende Oktober kam Aldi
dann endgültig und definitiv. Er öffnete die Pforten seine Filiale Altenrhein,
welche sich eigentlich genau genommen an der Knotterenstrasse bei uns
in Staad befindet. Der deutsche Discounter bietet mehrheitlich ausländische
Produkte zu Tiefpreisen an und sorgt für Bewegung im Detailhandel.
Der Begriff ‚Aldisierung’ wurde alsdann zum Wort des Jahres gekürt.
Mit einem Geschenk in der Höhe von Fr. 50’000.— von der Sefar Thal anlässlich
eines Firmenjubiläums wird unsere Gemeinde auf dem Steinigen
Tisch eine Aussichtsplattform erstellen. Diese soll das ohnehin schon beliebte
Ausflugsgebiet noch attraktiver machen.
Auch eine Schweizer Meisterin konnten wir dieses Jahr feiern. Die Geräteturnerin
Fabienne Gerth verbuchte diesen schönen Erfolg und krönte ihre
erfolgreiche Karriere mit dem Schweizer-Meistertitel.
Unter einem schlechten Stern stand die Amtszeit unseres ersten Schulratspräsidenten
unter dem Dach der Einheitsgemeinde. War der Amtsinhaber,
Guido Bernardi, im Sommer noch optimistisch was seine Arbeit betraf,
so kam Ende November das abrupte Ende seiner kurzen Amtszeit.
Im Jahr 2005 passierten das Dorf Staad täglich 14’675 Motorfahrzeuge,
wiederum 4.2% mehr als vor Jahresfrist. Auf der Autobahn, welche Buechen
durchquert, waren es täglich 34’829 Fahrzeuge.
Der Steuerfuss in unserer Gemeinde lag im Chronikjahr bei 160 Steuerprozenten,
lediglich 2% unter dem Maximalsatz, wie ihn Rorschach und
Rheineck besitzen, und leider weit entfernt von den attraktiven Nachbargemeinden
Rorschacherberg und Goldach. Es fehlen unserer Gemeinde
offensichtlich einige gute Steuerzahler. Die Aufsplittung in mehrere Ortsteile
verteuert unsere Gemeindeinfrastruktur. Auch die Schuldenlast von 33
Millionen anfangs 2005 drückt auf den Steuerfuss. Thal hat derzeit doppelt
so hohe Schulden wie der kantonale Durchschnitt.
Ende 2005 wohnten 5’973 Personen in unserer Gemeinde, 13 Leute mehr
als vor Jahresfrist und 29% mehr als noch vor zwanzig Jahren.
Über unsere Ortsgrenzen hinaus bleiben einige prägende Ereignisse des
Jahres 2005 in Erinnerung: Die Bewältigung der Flutkatastrophe im Fernen
Osten, ein grosses Erdbeben in Pakistan, verheerende Unwetterschäden
im August in weiten Teilen der Schweiz, der gewaltige Hurrikan
Kathrina in den USA, Jugendunruhen in Frankreich, die Angst vor einer
weltweiten Grippeepidemie, die Wahl von Angela Merkel als erste Frau
Bundeskanzler in Deutschland sowie der Tod von Papst Johannes Paul II.
‚Wir sind Papst’, war der Ausspruch der Deutschen nach der Wahl von
Kardinal Josef Ratzinger. Etwas nüchterner betrachtet ist Herr Ratzinger
aber lediglich der erste Deutsche, der einem Polen die Arbeit weggenommen
hat. Dies verhielt sich bis anhin stets umgekehrt.
Da ich nun mal schon bei unseren deutschen Nachbarn gelandet bin,
schliesse ich die Chronik mit diesem Thema ab. Der Satz des Jahres bei
uns in der Schweiz lautet: ‚Deutschland, wir kommen!’ – eine Anspielung
auf die Qualifikation der Schweizer Fussballer für die WM 2006 in
Deutschland. Sind wir dann erst einmal Weltmeister und die Deutschen im
Endspiel mit drei Toren Differenz besiegt, so werde ich nicht darum kommen,
dies an gleicher Stätte innert Jahresfrist mitzuteilen.
Der Chronist Elmar Büchel
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