GESCHRIEBENE CHRONIK 2012
Chronik des Jahres 2012
- Januar: Mit frischem Wind ins neue Jahr. Unsere Gemeindeverwaltung hat das Jahr 2012 mit einer
druckfrischen Werbebroschüre empfangen. Diese wurde von der Bürgerschaft gut aufgenommen. Die
Broschüre besticht durch erstklassige Aufnahmen, ein ansprechendes Design, kurze und verständliche
Texte, eine klare Bildsprache sowie ein handliches Format. Das Werbemedium entspricht durchaus dem
Zeitgeist des Jahres 2012. Marketing ist alles, viel Bilder und knapp an Information.
- Januar: Die neue katholische Einheitskirchgemeinde feierte ihren ersten Gottesdienst, nachdem die
verschiedenen Kirchenkreise zusammengelegt worden sind. Kirchenverwaltungsräte zeigten dabei, wie
man Mauern abbaut. Die neue Struktur der katholischen Kirchgemeinde ändert aber nichts daran, dass
die christliche Religion in unserer Gesellschaft zunehmend an Bedeutung verliert und sich vor allem die
jüngere Generation kaum mehr mit religiösen Themen beschäftigt. Auch dies widerspiegelt den Zeitgeist
im Chronikjahr 2012.
- Januar: Schock in Staad. Vollkommen unverschuldet hat ein 53-jähriger Pizzakurier bei einem Unfall
sein Leben verloren. Sein Wagen wurde auf der Hauptstrasse Höhe ‚Weisses Rössli‘ frontal von einem
Fahrzeug erfasst, welches auf die Gegenfahrbahn geraten war. Schockierend dabei: die masslos überhöhte
Geschwindigkeit des Unfallverursachers. Das Unfallopfer hatte keine Chance. Das Ereignis beschäftigte
die Staader Bevölkerung sehr. Raserei und Rücksichtslosigkeit: auch hier ein Abbild des Zeitgeists im Jahr
2012.
- Februar: Die Umweltkommission führte im 2012 eine weitere Baumaktion durch, nachdem zwei derartige
Aktionen in den vergangenen Jahren erfolgreich waren. Die Hochstämmer in der Gemeinde Thal wurden
in den letzten Jahren durch verschiedene Einflüsse, insbesondere durch den Feuerbrand, dezimiert.
Die Umweltkommission sorgte dafür, dass Hochstammbäume, die unser Landschaftsbild über Jahrhunderte
prägten, auch weiterhin wahrgenommen werden. Auf diese Weise dürfte unsere Gemeinde zu etwa
100 neuen Hochstämmern gekommen sein, subventioniert zwar, aber es wurde schon für viel Dümmeres
Steuergelder ausgegeben.
- Februar: Markante «Eisteller» auf dem Bodensee sind bei uns ein seltener Anblick. Sie bilden sich nur
bei starkem Wind und tiefen Temperaturen. Starker Wind und vor allem extrem tiefe Temperaturen waren
im Februar durchgehend gegeben. Dieser Monat war nichts für Weicheier. Häufig sieht man die «Eisteller
» in der Antarktis oder an der Ostsee, wo sie «Pfannkucheneis» genannt werden. So kamen auch wir
am Bodensee im Februar 2012 zu Pfannkucheneis. Die bittere Kälte hat aber auch zu unschönen Phänomenen
wie eingefrorenen Leitungen geführt und so mancher war froh, als die mehrwöchige Abfolge von
ruppigen Eistagen ein Ende nahm.
- Februar: Am frühen Freitagmorgen, ist auf der Burietstrasse ein Fahrzeuglenker mit seinem Personenwagen
aus unbekannten Gründen von der Strasse abgekommen und gegen eine Mauer geprallt. Er hat
danach seinen Weg zu Fuss fortgesetzt. Ein späterer Atemlufttest fiel positiv aus. Die Mauer trifft somit
keine Schuld. Alkohol am Steuer: Zeitgeist im Jahre 2012.
- März: Zitat aus einer Zeitungsüberschrift: Der Thaler Gemeinderat hat eine permanente Radaranlage an
der Hauptstrasse in Staad beantragt und lädt die Bevölkerung am 21. April zu einem Begegnungstag ein.
Wie ist dies zu verstehen? Ist die Bevölkerung nun aufgerufen, der Radaranlage zu begegnen? Eigentlich
bestände der Sinn einer Radaranlage ja gerade darin, dieser nicht zu begegnen. Und immer wenn man
einer Radaranlage begegnet ist, möchte man diese Begegnung eigentlich lieber nicht gemacht haben.
Tatsache ist: Der Radaranlage begegnet so mancher und sie quittiert gelegentlich die Begegnung. Und für
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den von unserem Gemeindepräsidenten lancierten Begegnungstag im April interessierte sich praktisch
kein Schwein. Nicht mal die Radaranlage.
Im Grunde genommen ist es aber zu begrüssen, dass der Thaler Gemeinderat Rasereien verhindern will.
Die Situation auf der Wilenstrasse, der Thalerstrasse und der Hauptstrasse ruft förmlich nach mehr Kontrollen
zum Schutz der schwächeren Verkehrsteilnehmer und der Kinder.
- März: Autounfall, Alkohol am Steuer
- März: Autounfall, 2 Verletzte, Lenker 19 Jahre alt.
- April: Bestnote für Sandstein: In Staad wird seit mehr als einem Jahrhundert Sandstein abgebaut. Dieser
wurde an der Gartenmesse ‚Giardina‘ erstmals mit Gold ausgezeichnet. Dies ist doch bemerkenswert:
Wer sonst als wir Staader schaffen es, Stein zu Gold zu machen.
- April: Am 15. April vor 50 Jahren wurde Pater Josef Hegglin am Palmsonntag zum Priester geweiht. Er
feierte somit sein goldenes Priesterjubiläum. Pfarrer Hegglin ist in der katholischen Kirchgemeinde eine
Institution und gehört zu unserer Gemeinde und zur Marienburg wie der Felsen des Steinernen Tisches zu
den Rebbergen. Unverkennbar auch sein Stil auf dem Velo, stets aufrecht wie vor dem Altar, aber immer
mit beachtlichem Tempo flott unterwegs.
- Mai: Am Abend des 10. Mai hat ein 33-jähriger Mann unglaubliches Glück gehabt. Er war in seinem
stark betrunkenen Zustand zum Urinieren auf die Bahngeleise zwischen Staad und Rorschach geraten. Der
Lokführer der S-Bahn konnte mit einer Vollbremsung Schlimmeres verhindern. Es stellte sich schliesslich
heraus, dass der Mann von der Lokomotive gestreift wurde, aber unverletzt blieb. Der völlig betrunkene
Mann musste zur Ausnüchterung inhaftiert werden. Bleibt zu hoffen, dass es dort ein Pissoir hatte. Wir
wissen es nicht, ob er sich nach der Ausnüchterung bewusst wurde, dass er beim Urinieren auf dem Geleise
einen ‚Seich‘ gemacht hat.
- Juni: Nach seiner Wiederwahl in den Kantonsrat stand für Felix Bischofberger ein Höhepunkt seiner
Politkarriere auf dem Programm. Er wurde zum Präsidenten des Kantonsrates gewählt und war ein Jahr
lang höchster St. Galler. An der Feier in Altenrhein machte er sich bei den Schülern enorm beliebt und
gewann vermutlich künftige Wählerstimmen, indem er ihnen spontan einen freien Schultag zusprach,
nicht ganz zur Freude der Schulbehörden, welche davon nichts wussten.
Im Kantonsrat findet sich nebst Felix Bischofberger seit 2012 auch ein bekannter Staader. Röbi Raths,
Gemeindepräsident, wurde mit einem Glanzresultat ins Kantonsparlament geschickt. Unklar blieb, ob
seine Wahl Ausdruck tiefen Vertrauens war oder ob die Bevölkerung die Meinung vertritt, dass ein Gemeindepräsident,
der sich in der Hauptstadt aufhält, währenddessen zu Hause keinen Schaden anrichten
kann.
- Juni: Hundert Aussteller zeigten an der Gewerbeschau in Altenrhein einen umfassenden Querschnitt
ihrer Produkte und Dienstleistungen. Erstmals fand die Gewerbeschau in einem Hangar des Flughafens
statt. Dieses Novum gefiel Ausstellern, Organisatoren und Besuchern, eignet sich dieses Gelände doch
ausgezeichnet, da keine grossen Festhallen aufgestellt werden müssen, sondern lediglich einige Flugzeuge
ins Freie zu schieben sind.
- Juni: Ein 90-jähriger Autofahrer hat am Samstagnachmittag in Staad mit seinem Wagen zwei Mädchen
im Alter von 12 und 13 Jahren angefahren und verletzt. Diese mussten ins Spital eingeliefert werden.
Bleibt zu hoffen, dass er der greise Herr mit 100 Jahren nicht mehr am Steuer sitzen wird.
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- Juni: Die Staader Fussballer beendeten eine miserable Saison doch noch mit einem glücklichen Ende
und verhinderten knapp den Abstieg in die vierte Liga. Sie sicherten sich den Ligaerhalt erst in der letzten
Runde, ansonsten wäre der Abstieg in die unendlichen Tiefen der Fussballwelt Tatsache geworden. Dies
hätte dann gar nicht mehr zu unseren Fussballdamen gepasst, die nach wie vor keck in der obersten Liga
mitkicken und es mit Basel, den Grasshoppers und dem FC St.Gallen zu tun haben.
- August: Musig am See feierte das 10-jährige und wurde mit einem herrlichen Tag mit viel Sonne und
Prachtswetter zum Jubiliäum verwöhnt. Der kleine, feinen Open-Air-Anlass in der Badi Speck hat wieder
allen Spass gemacht. Sowohl das OK-Team als auch die zahlreich erschienenen Besucher waren rundum
zufrieden.
- August: Die Staaderin Nina Gämperli nahm in den Vereinigten Staaten an der Internationalen Chemieolympiade
teil und gewann Bronze. Eine beachtliche Leistung. Fazit: Mit Chemie gewinnt man Bronce, mit
Staader Steinen gewinnt man Gold!
- August: Ein Wartehäuschen in Vollbrand: An einem unspektakulären Sonntagvormittag hat der Brand
des Wartehäuschens der Rorschach-Heiden-Bahn beim Schloss Wartensee einen Sachschaden von mindestens
50’000 Franken verursacht. Der Zugbegleiter erlitt einen Schock und wurde in Spitalpflege gebracht.
Kurz nach 11 Uhr entdeckte eine Spaziergängerin Rauch, der aus dem Wartehäuschen trat. Innert
kurzer Zeit stand das Häuschen im Vollbrand. Unsere Feuerwehr bekämpfte den Brand, konnten aber den
Totalschaden nicht mehr verhindern. Wieso es brannte, ist nicht bekannt. Von selbst entzündet hat sich
das Häuschen wohl kaum.
- September: Keine Chronik ohne einen Einbruch in einen Tankstellenshop. Diesmal entwendeten die
ungebetenen Gäste 130 Stangen Zigaretten sowie mehrere Sonnenbrillen. Was schliessen wir daraus:
Rauchen mit Sonnenbrille ist einfach cooler.
- September: Im September wurde bekannt, dass die Gemeinde Thal die Sportanlagen Bützel neu gestalten
möchte. In der ersten Etappe sind unter anderem ein Allwetterplatz mit Kunstrasen und ein Bühnenanbau
geplant. Für diese mögliche Erweiterung und Modernisierung wurde ein Projektkredit gesprochen.
Die delikate Frage, wie viele Sportanlagen in welchem Ausbaugrad es bei uns braucht, spaltet die
Bevölkerung. Während die Befürworter dies als unverzichtbares Erfordernis betrachten, sehen es die
Gegner als mühsame Zwängerei einer Minderheit, zumal der Allwetterplatz in einer Abstimmung vor einigen
Jahren von den Stimmbürgern abgelehnt wurde.
- Oktober: Trotz des üblen Raserunfalls vom Januar und der Bemühungen um Verkehrsberuhigung, war
an diesem Abend ein Automobilist mit 93 km/h statt der erlaubten 50 km/h unterwegs. Die einen haben
Hirnzellen, andere ein Gaspedal.
- November: Leuchtende Kinderaugen, artig vorgetragene Kinderlieder, Kürbisssuppe und Glühwein für
die Grossen. Ein wiederkehrender Fixpunkt im Kalender: Unser Räbeliechtliumzug. Die Kindergärtner und
die Schüler der Unterstufe absolvierten wie immer mit ihren Räben eine kleine Runde. Dank des Engagements
des Verkehrsvereins überlebt dieser schöne und stilvolle Anlass und geht nicht im ätzend aufdringlichen
herbstlichen Halloween-Hokuspokus unter.
- November: Wieder ein Einbruch am helllichten Tag mitten im Dorf. Im 2012 nahm bei uns, aber auch
gesamtschweizerisch die Anzahl Einbrüche sprunghaft zu. Dies führt zu einer zunehmenden Verunsicherung
in der Bevölkerung, zumal die Täter immer dreister werden. Die Verbrecherbiographien sind meist
ähnlich Die Spuren führen oft in die ärmeren Ländern der EU, so etwa nach Rumänien und Bulgarien. Unsere
Gemeinde hat eine Tourismuskommission, die anstrebt, unseren schönen Ort am Bodensee für Tou4
risten als Reiseziel attraktiv zu machen. Die vielen Kriminaltouristen scheinen den touristischen Wert unserer
Gemeinde jedenfalls erkannt zu haben.
- November: Preisgekrönte Staader Wellen: Unsere süssen Staader Wellen, eine Kreation von Lenlis
Chäsbar zusammen mit der Bäckerei Meyerhans in Walzenhausen wurden an der Swiss Bakery Trophy mit
einer Silbermedaille ausgezeichnet. Zu haben sind die Pralinés, die eine brechende Bodenseewelle stilisieren,
exklusiv in Lenli’s Brot- und Chäsbar an der Hauptstrasse.
Somit steht das Podest 2012:
Bronce für Chemiewissen, Silber für die Staader Wellen, Gold für Staader Sandstein.
Dezember 2012: Unser Gemeindepräsident auf Grosseinkauf. Nach dem Konkurs der Arena Marketing AG
stand das Areal in Buriet wo einst Partygänger in der Grossdiskothek Arena feierten zum Verkauf – der
Meistbietende erhält den Zuschlag. Auch die Gemeinde Thal bot mit und erstand sich das Areal. Danach
war Röbi Raths der vermutlich einzige Gemeindepräsident, der eine eigene Disco gekauft hat. Zweck des
Erwerbs ist die Umnutzung für Industrie- und Gewerbe und der Weiterverkauf unter Kontrolle der Gemeinde.
Das Gesicht von Buechen und Staad verändert sich stetig. Grund war die auch im Chronikjahr anhaltende
rege Bautätigkeit. Ein Mix aus sehr tiefen Hypothekarzinsen und der Flucht in Sachwerte führte zu diesem
Bauboom. Neue Mehrfamilienhäuser entstehen insbesondere beim ehemaligen Restaurant Buechberg, im
Grüebli, bei der Mosti und an der Bahnstrasse. Befürchtungen bestehen, dass dies etwas zu viel sein
könnte und wo möglich eine Immobilienblase aufgepumpt wird. Das weitaus markanteste Gebäude erstellte
aber unsere Gemeinde mit dem Schulhaus Buechen. Ende Jahr waren die prägnanten Konturen gut
erkennbar und die moderne Architektur lässt niemanden kalt. Während die einen den Bau sehr ästhetisch
finden, können andere sich mit dem Äusseren des Schulgebäudes nicht anfreunden. Vorgekommen ist
auch schon, dass Ortsfremde die Frage stellten, was hier für eine Industrieanlage gebaut werde. Offensichtlich
ist der Zweck der Gebäudehülle, künftig einen Schulbetrieb zu beherbergen, nicht auf den ersten
Blick erkennbar. Bleibt zu hoffen, dass ab Sommer 2013 zumindest die Schüler den Zweck des Gebäudes
erkennen und sich von der speziellen Architektur zu schulischen Höhenflügen inspirieren lassen.
Wie war das Wetter im 2012? Extrem kalt im Februar, ziemlich nass in der zweiten Jahreshälfte und im
Durchschnitt trotz sibirischer Kälte an mehreren Wochen doch über das Ganze betrachtet wieder zu
warm. Die Badesaison am See eher mässig, weil das Wetter im Sommer ziemlich instabil war. Lang anhaltende
Hochwetterlagen gab es im Sommer so gut wie keine. Instabil und tendenziell zu warm: Auch das
Wetter spürt den Zeitgeist.
Welche Wörter standen im Jahr 2012 noch für den herrschenen Zeitgeist: cool, heavy, geil, mega, I-Phone,
Smartphone, Tablet, Apple, Samsung, Party, Facebook, Twitter, updaten, Pixel, Upgrade, downloaden,
uploaden, googlen, Model, Rap, Hip-Hop, flatrate, Softdrink, Alkopop, Redbull, Videoclip, Rauschsaufen,
chillen, voll krass, hey Mann: Irgendwie verstehe ich jeden, der nachts an ein Bahngleis pinkelt!
Der Chronist, Elmar Büchel
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